Haben Autor:innen einen Verlagsvertrag ergattert, ist die Freude erstmal groß. Zumindest bis sie zu dem Punkt „Autorinnen- bzw. Autorenhonorar“ kommen. Im ersten Moment klingt der prozentuale Anteil nämlich sehr niedrig. Doch stimmt der Mythos, dass Verlage in die eigene Tasche wirtschaften wirklich? In diesem Beitrag erkläre ich dir, wie sich das Honorar berechnet und wieso das Autorinnen- oder Autorenhonorar im Verlag gar nicht so niedrig ausfallen muss!
Wie hoch ist das Autorinnen- oder Autorenhonorar, wenn ich bei einem Verlag veröffentliche?
Im Durchschnitt erhalten Autor:innen pro verkauftem Buch 8 % vom Nettoladenpreis als Vergütung – bei Taschenbüchern können es 6 % sind. Sachbuchautorinnen und -autoren können sogar mit bis zu 12 % rechnen, besonders wenn sie in einem Spezialgebiet unterwegs sind und dafür gute Autor:innen rar sind.
Was ist der Nettoladenpreis?
Der Nettoladenpreis ist der Ladenverkaufspreis abzüglich der Mehrwertsteuer (für Bücher 7%).
Einige Verlage staffeln das Honorar, so dass die Autor:innen je nach Erfolg zusätzliche Anteile erhalten. Außerdem kann es Sondervereinbarungen geben, zum Beispiel wenn ein Sachbuch als Kursbegleitung bei Seminaren eingesetzt wird. Dann kaufen die Schulungsanbieter regelmäßig bestimmte Mengen zu Sonderkonditionen ein.
An dieser Stelle kann auch der Nettoerlös relevant werden: Seit es immer mehr digitale Produkte und Datenbanken gibt, arbeiten viele Verlage mit den Nettoerlös anstatt mit dem Nettoladenpreis als Abrechnunsgbasis – denn der Verkauf dieser Medienformen lässt sich nicht so einfach mit einem klassischen Ladenpreis berechnen. Zudem fällt bei Datenbanken die Buchpreisbindung weg, was mehr Spielraum bei Sonderkonditionen lässt. Beispielsweise können Mehrplatzlizenzen angeboten werden – z.B. für Schulen oder Unternehmen, die für mehrere Personen Zugänge kaufen – oder es gibt spezielle Rabattaktionen.

Was ist der Nettoerlös und was unterscheidet ihn vom Nettoladenpreis?
Der Nettoerlös bezeichnet den Erlös nach Abzug von Steuern sowie Rabatten und Skonti. Im Gegensatz zum Nettoladenpreis werden hier also noch Rabatte abgezogen, bevor das Autorinnen- bzw. Autorenhonorar berechnet wird.
Nicht vergessen: Heutzutage bleibt es also selten beim gedruckten Buch
Wenn ein Verlag sich dazu entscheidet, aus einem Manuskript ein Buch zu machen, bleibt es selten bei einem Printwerk. Das eBook gehört schon obligatorisch dazu, doch auch andere Nutzungsformen sollten Autor*innen nicht vergessen.
Aus einem Buch kann beispielsweise auch
- ein Teil einer größeren Onlineplattform,
- eine Sonderausgabe oder sogar
- ein Drehbuch bzw. Film
werden.
Ein Beispiel
Du findest für dein juristisches Sachbuch zum Thema “Immobilienrecht für Hausbesitzer:innen” einen Fachverlag, der es veröffentlichen möchte. Dieser Verlag verkauft nicht nur klassisch Print- und eBooks, sondern besitzt auch eine Onlineplattform. Dort wird dein Buch also direkt auch für die Sparte “Immobilienrecht” eingeplant.
Wieso dir das Autorinnen – bzw. Autorenhonorar im Verlag mehr Einnahmen bringen kann
Du solltest dich deshalb nicht nur auf die Prozente für das Printwerk konzentrieren, sondern prüfen, welche Nutzungs- und Medienformen der Verlag in seinem Autorenvertrag noch anspricht und wie er diese honoriert. Deine gesamten Einnahmen werden nämlich aus einer Mischform bestehen:
- Verkaufte Bücher
- Verkaufte eBooks
- Onlineplattformen bzw. Kombiprodukte
- Sonderausgaben oder Teilverwertungen
Du musst außerdem bedenken: Ein Verlag kann ganz anders Marketing betreiben als du es alleine hinbekommst – zumindest ohne entsprechenden Zeitaufwand. Du wirst zum Beispiel leichter in den Buchhandel kommen – oder besser gesagt: Dort mit weniger Eigeninitiative sichtbar sein.
Es wird manchmal vergessen, dass auch ein Verlag dein Buch verkaufen möchte. Auch wenn das anteilige Autor:innenhonorar niedrig klingt, kann es sich auszahlen – und zwar über die Auflagenhöhe und den Buchpreis natürlich. Du glaubst, dein Buch alleine nicht (so stark) verkaufen zu können, weil dir das Knowhow oder einfach die Zeit fehlt? Dann überlege dir, ob ein Verlag nicht der richtige Partner für dich ist.
Du hast die Wahl zwischen zwei Verlagen und Verlag A bietet dir prozentual mehr? Dann frag bitte vor der Entscheidung beide Verlage nach der geplanten Auflagenhöhe und dem kalkulierten Verkaufspreis! Die Prozente allein, verraten dir nicht alles.
Trotzdem muss man sagen: Vom Schreiben allein wirst du mit einem einzelnen Verlagsvertrag nicht leben können – außer du hast den nächsten Spiegel Bestseller geschrieben. 😉
Photo by Clay Banks on Unsplash
Photo by Streetwindy on Unsplash