Früher oder später muss sich jede:r Autor:in mit diesem Thema auseinandersetzen: Marketing. Dazu gehören auch die sozialen Medien. Viele Autor:innen beginnen schon vor der Veröffentlichung ihres Buches, eine Community aufzubauen und eine Reichweite zu generieren. Aber ob bereits während des Entstehungsprozesses oder mit Veröffentlichung des Buches, wir hören oft: Postet jeden Tag. Am besten mehrmals und auf verschiedenen Kanälen.
Wir sagen: Nö.
Posten – all day, everyday
Heutzutage sind soziale Medien für die Vermarktung der eigenen Bücher kaum noch wegzudenken. Wir als Autor:innen sind greifbar, stehen im direkten Kontakt zu unseren Leser:innen und können auf unsere Bücher aufmerksam machen.
Vielleicht bist du gerade erst auf Instagram & Co. unterwegs. Vielleicht bist du aber auch schon länger dabei und dir wird sicherlich schon aufgefallen sein, dass viele Marketingexpert:innen raten, du solltest am besten auf vielen verschiedenen Netzwerken aktiv sein und das idealerweise mehrmals täglich. Natürlich wird es meistens so verkauft, dass es unerlässlich ist, wenn man langfristig viel Reichweite auf Instagram generieren will – weil, hey, auch das ist eine Marketingstrategie.
Wir wollen nicht sagen, dass es falsch ist. Wer die Zeit, den Spaß und die Kreativität hat, dreimal täglich originellen Content zu liefern, der kann das tun. Wir glauben aber, dass es bei vielen Autor:innen vor allem eines bewirkt: Druck, Stress und letzendlich Frustration.
Laura für Book’n’Soul
Dazu später mehr, aber erst einmal reden wir über …
Den Einheitsbrei-Effekt
Worüber schreiben wir, wenn wir jeden Tag etwas zu sagen haben (müssen)? Schließlich ist das Ziel die Aufmerksamkeit der Leute und Interaktion.
Neben einem Foto, dass diese Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll, braucht es Content, das heißt Inhalt, das heißt Wörter, das heißt – ÜBER WAS SCHREIBE ICH DENN JETZT, VERDAMMT!?
Es steht natürlich jedem frei, über alles zu posten und zu schreiben, was er oder sie möchte. Nur, ist es kaum möglich, sich jeden Tag mit irgendwelchen tiefgründigen Themen, die einen bewegen, auseinanderzusetzen. Also postet man über andere, banalere Dinge – was natürlich nicht minderwertiger ist. Abhilfe schaffen hier vor allem auch Social-Media-Kalender. Versteht mich nicht falsch, ich finde diese Dinger überaus hilfreich und man erspart sich sicherlich Zeit bei der Planung des Contents.
Doch was mir in den letzten Wochen und Monaten bereits aufgefallen ist, ist, dass es einen großen Einheitsbrei verursacht. Schon öfters sind mir innerhalb mehrerer Minuten in einem Feed mehrere Beiträge mit dem gleichen Thema, mit der gleichen Fragestellung aufgefallen.
Ein Drama ist es nicht. Content überschneidet sich – immer. Wenn ich aber einen Beitrag zum selben Thema lese und im nächsten dasselbe aufgetischt und dieselbe Frage gestellt wird, werde ich sicherlich nicht mit den nächsten fünf Accounts auf gleiche Weise interagieren. Und so geht es sicherlich auch anderen.
Weder wollen wir euch den Spaß daran vermiesen noch sagen, dass das alles total falsch ist. Ist es nicht. Aber wir glauben, dass der Spaß in den Fordergrund gerückt werden sollte.
Die Reichweiten-Frustrations-Spirale
Wir sind keine Algorithmus-Experten, was aber so gut wie jeder weiß, ist, dass besonders Instagram ständig daran herumschraubt. Was allgemein passiert, ist, dass Beiträge, die in der ersten Stunde viel Interaktion generieren, mit viel Reichweite belohnt werden.
Das erzeugt eine Erwartungshaltung. Die wiederum erzeugt Druck. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, herrscht Frust.
Aber schafft tägliches Posten hier Abhilfe? Generiert es mehr Reichweite? Machst du dich damit auch interessanter, wenn du nach zwanzig anderen Accounts fragst, ob deine Follower lieber Kaffee oder Tee mögen?
Die Frage, die ich eigentlich stellen will, ist die: Schaffen wir noch Beiträge für die Community oder nur für unsere Reichweite? Wollen wir wirklich mit unseren Followern interagieren oder wollen wir nur Interaktion für mehr Reichweite?
Es wäre heuchlerisch zu sagen, dass man als Autor:in die sozialen Medien nicht dafür nutzen möchte, um seine eigenen Bücher zu vermarkten. Natürlich benötigen wir dadurch Reichweite. Aber welche Art Reichweite?
Worin investierst du eigentlich deine Zeit?
Ich persönlich war irgendwann an einem Punkt, an dem ich mich fragte: Was willst du eigentlich werden? Influencerin oder Autorin? Ich habe so viel Zeit und auch Energie darin verschwendet, täglich Updates zu posten – und war letzendlich auch unzufrieden mit dem Inhalt. Ich wollte nicht mehr die gleichen Fragen stellen, die äußerlich immer nur das Gewand wechselten. Ich will über Dinge sprechen, die mich in einem Moment bewegt haben, ich will auch auf Instagram meine Kunst leben. Und wenn ich nichts zu sagen habe? Dann halte ich meinen Mund. Und wenn ich keine Zeit habe? Dann ist Instagram keine Priorität.
Klar, Vorausplanen kann Zeit sparen. Aber wenn man Interaktion will und bekommt, dann muss man auch was? Na, interagieren. Und dann hängst du da, mindestens eine Stunde mit der Nase auf dem Bildschirm. Und die muss man haben.
Aber es geht nicht nur um die Zeit, die wir wie Kohle in den Brennofen namens Instagram & Co. werfen. Es geht auch um das Gefühl.
Den Druck, ständig online, ständig präsent zu sein, ständig neuen Content kreieren, ständig auf der Suche nach einem guten Schnappschuss zu sein. Immer da zu sein.

Es geht um den Frust, wenn der Beitrag mal wieder nicht so erfolgreich war wie die letzten.
Dabei sollten wir uns doch lieber auf unsere Geschichten konzentrieren, oder?!
Du musst nicht täglich posten!
Was ich beobachtet habe, nachdem ich für mich den Druck rausgenommen habe, ist nicht nur, dass ich mir weniger Gedanken über die Reichweite eines Posts mache und unnötige Zeit investiere, die ich auch ins Schreiben stecken könnte.
Mir ist aufgefallen, dass mein Content und meine Fotos qualitativ besser sind. Denn ich kreiere beides dann, wenn ich Zeit bzw. Ruhe und Lust dazu habe.
Teilweise ist meine Reichweite erheblich besser als im Vergleich zu den Beiträgen, die ich noch in der Intention gemacht habe, täglich Nachschub zu liefern.
Ich denke, dass wenn du in der Community integriert bist, sich deine Follower freuen, wenn sie wieder etwas von dir lesen dürfen. Und für mich persönlich fühlt es sich auch besser an, Beiträge zu schreiben, um meine Kreativität auszuleben oder über etwas Wichtiges, Lustiges, etc. zu sprechen. Ich bombadiere meine Community nicht wahllos mit Beiträgen, die sich für mich inzwischen einfach hohl und nicht mehr authentisch anfühlen.
Dadurch ist der Druck gesunken und Instagram macht wieder mehr Spaß.
Vielleicht sollten wir mehr für die Community posten und nicht für die Reichweite, für den Feed, für den Like. Wir sollten Beiträge schaffen für die echte Interaktion und nicht die Interaktion, die unsere Reichweite pusht.
Kreieren wir dann nicht einen Ort, der liebevoller und mit mehr Kreativität gefüllt ist?!
LAURA für Book’n’Soul
Vielleicht siehst du das auch alles ganz anders. Das ist okay. Falls du aber trotzdem ein paar Tipps brauchst, für einen Umgang mit Instagram mit weniger Druck, dann – voilà
- Konzentriere dich auf wenig, aber dafür hochwertigen Content.
- Vergleiche dich nicht mit anderen.
- Versuche, nicht so stark auf die Reichweite zu achten. Poste, weil es dir Spaß macht, nicht weil du musst.
- Nimm dir Auszeiten.
- Sei kreativ.
- Nichts zu sagen? Auch okay.
- Egal, ob du nun Team »täglich posten« oder Team »sporadisch posten« bist, wichtig ist es doch, dass das Marketing und die Interaktion mit deiner Community Spaß machen. Der Rest kommt von allein.
- Generiere ich mehr Aufmerksamkeit, wenn ich jeden Tag eine andere Frage stelle oder wenn ich die Zeit und Energie, die ich dafür aufbringe, in ein Buch stecke, das am Ende vielleicht ebenso Aufmerksamkeit generiert?
Wie du die sozialen Medien für dich als Autor:in nutzt, ist natürlich dir überlassen. Wir wollen dazu anregen, damit du dich besser fühlst. Denn das Thema Marketing ist schon stressig genug und wir glauben, dass es sich immer lohnt, erst einmal mehr Energie und Zeit in das eigentliche »Produkt« zu stecken.
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