Dein Manuskript nimmt langsam Form an und du beginnst über die nächsten Schritte auf dem Weg zur Buchveröffentlichung nachzudenken. Solltest du dein Buch lektorieren lassen? Und wo ist dabei der Unterschied zum Korrektorat? In diesem Artikel erkläre ich dir, was dich im Lektorat erwartet und wieso du diesen Schritt beim Bücher machen auf keinen Fall auslassen solltest.
Vorne angefangen: Das Korrektorat
Um verständlich zu machen, was das Lektorat ist, müssen wir zunächst etwas kleiner anfangen. Die erste Möglichkeit, deinem Buch mehr Qualität zu verleihen, ist das Korrektorat.
Ein:e Korrektor:in liest dein Manuskript auf Grammatik- und Rechtschreibfehler. Nicht mehr und nicht weniger. Es werden keine Änderungen am Plot vorgenommen, sondern rein formale Fehler ausgebügelt und Schreibweisen vereinheitlicht (zum Beispiel von Zahlen oder Fachbegriffen).
Ich arbeite seit 10 Jahren als Lektorin in unterschiedlichen Verlagen und ich kann dir sagen: Selbst wenn du meinst, dein Buch bereits selbst gut genug korrigiert zu haben, wird ein:e Korrektor:in noch etwas finden. Ihnen fallen die kleinsten Kleinigkeiten auf – da hält auch keine Word Autokorrektur mit.
Manchmal glaube ich, der Begriff „Betriebsblindheit“ wurde speziell für das Schreiben von Büchern ins Leben gerufen. Wenn man denselben Text immer wieder liest, liest man irgendwann einfach, was man glaubt geschrieben zu haben.
Su, Lektorin
Solltest du dir kein Lektorat leisten können, frag doch mal ein Korrektorat an. Viele Lektor:innen bieten beides an und können dein Manuskript sehr schnell und gründlich prüfen.
Ich bin immer dafür, mindestens ein Korrektorat vornehmen zu lassen. Dafür musst du zwar Geld ausgeben bevor dein Buch überhaupt Einnahmen abwirft, aber sieh es als Investition: Je hochwertiger und fehlerfreier sich dein Werk präsentiert, umso mehr Leser:innen – und somit Käufer:innen – wird es finden.
Solltest du dir eine Prüfung gar nicht leisten können, frag zumindest Freund:innen, ob sie dir helfen und dein Manuskript Korrektur lesen. Sie finden vielleicht nicht alles, haben aber trotzdem den Blick unabhängiger Dritter und sind nicht so emotional verbunden mit deinem Werk wie du selbst. Es wird ihnen leichter fallen, kritische Stellen zu verändern.
Was macht das Lektorat?

Lektor:innen im Verlag haben viele Aufgaben. Sie suchen neue Autor:innen und Themen, schließen Verträge, arbeiten am Manuskript, bereiten Marketingaktionen vor, rechnen Honorare ab … das Klischee, dass alle Lektor:innen den ganzen Tag lang nur lesen, stimmt deshalb nicht.
Nichtsdestotrotz macht das Lesen trotzdem einen (wichtigen) Teil des Jobs aus. Vor allem natürlich für sogenannte Freie Lektor:innen. Sie sind selbstständig und arbeiten als Externe für Verlage oder für Selfpublisher:innen.
Der Unterschied zum Korrektorat liegt darin, dass Lektor:innen den Sinn deines Manuskriptes prüfen. Sie lesen nicht hauptsächlich auf Rechtschreib- oder Grammatikfehler, sondern denken sich in deinen Text ein und hinterfragen einfach ALLES.
Das Lektorat für Belletristik und Kinderbücher
Ein Lektorat für einen Belletristikroman oder ein Kinderbuch achtet zum Beispiel auf:
- Sinnfehler
- Glaubwürdigkeit der Charaktere
- Dynamik der Handlung (Wo gibt es zu viel oder zu wenig Info)
Beispiel:
In einem Kinderbuch für Zweijährige geht es um „Tobi und seine neuen Schuhe“. Im Manuskript waren die Schuhe grün, die Illustratorin fand aber, dass rote Schuhe doch viel besser passen würden – weil sie optisch stärker auffallen. Der Autor ändert die Farbe der Schuhe deshalb auch im Text nachträglich. Dem Lektorat fällt auf, dass er es an einer Stelle vergessen hat, und im Text noch von „grünen Schuhen“ gesprochen wird, während auf der Abbildung rote Schuhe zu sehen sind.
Scheinbar ein kleiner Fehler, doch erstens fällt Kindern (und ihren Eltern) sowas sofort auf und zweitens leiden die Glaubwürdigkeit und der qualitative Eindruck des gesamten Buches darunter. Weiterempfohlen oder als Geschenk gekauft, wird es wohl nicht …
Das Lektorat für Sachbücher und wissenschaftliche Arbeiten
Ein Lektorat für Sachbücher achtet beispielsweise auf folgende Punkte:
- Ist der Text wissenschaftlich geschrieben? (also zum Beispiel ohne unnötige Füllwörter)
- Werden die Quellen richtig genannt?
- Ist der Text für seine Zielgruppe verständlich oder erklären die Autor:innen nicht ausführlich genug?
- Werden Fachbegriffe richtig und ausführlich genug erklärt?
- Sind Abbildungen korrekt?
Beispiel:
Ein Professor der Analytik soll ein Fachinformatikbuch über „Big Data“ schreiben, das auch Laien anspricht. Im Lektorat fällt auf, dass er zu viele Informationen als bekannt voraussetzt und Anfänger:innen nicht richtig abholt. Das geplante Buch wird seinen Ansprüchen somit nicht gerecht und sicher kein Erfolg. Das Lektorat beginnt Begriffe zu markieren, die noch erläutert werden müssen (z.B. in einem Glossar), entwirft Abbildungen, die Zusammenhänge anschaulicher erklären, und fügt Hierarchien ein, um dem gesamten Text mehr Struktur und Übersichtlichkeit zu verleihen.
Was dich außerdem im Lektorat erwartet
Das klingt jetzt so als würde jemand, den du vielleicht zu Beginn noch nicht mal so gut kennst, radikal an deinem Text arbeiten. Das stimmt in gewisser Weise auch. Aber es ist nicht als „gegeneinander arbeiten“ zu verstehen, sondern als ein „miteinander das Beste aus deinem Manuskript rausholen“. Das Lektorat hat das gleiche Ziel wie du: ein gutes Buch!
Außerdem haben die Lektor:innen nicht immer das letzte Wort, auch nicht als Verlagslektoren.
Man kann mit uns normal sprechen. Wir bekommen das Manuskript und arbeiten es durch. Unsere Anmerkungen schicken wir an die Autor:innen, die natürlich Zeit bekommen alles zu prüfen. Gibt es ihrerseits sinnvolle Einwände gegen Korrekturen, sprechen wir sie durch. Bisher habe ich immer Kompromisse gefunden, mit denen am Ende alle zufrieden sind.
Su, Lektorin
Wenn du ein freies Lektorat wählst, weil du dein Buch im Selfpublishing veröffentlichen möchtest, hast du es noch einfacher: Du kannst die Anmerkungen des Lektorats annehmen oder nicht. Du bist niemandem verpflichtet außer dir selbst.
Behalte aber im Hinterkopf, dass das Ziel ein sehr gutes Buch ist und ein professionelles Lektorat sich bei seinen Korrekturen immer etwas denkt. Sprecht über eure Gedanken und ich bin sicher, du wirst froh darüber sein, dass du eine:n partner in crime an deiner Seite hast. Es ist einfach ein Unterschied, ob du dein Manuskript „nur“ mit Freund:innen besprichst oder mit jemandem, der vom Bücher machen Ahnung hat.
Du willst wissen, wie ein Lektorat Schritt für Schritt abläuft? Darüber erzählen wir die in unserem nächsten Artikel aus der Kategorie „Lektorat“ mehr! Wenn du unseren Newsletter abonnierst, bekommst du den Beitrag ins Postfach, sobald er fertig ist.
Photo by hannah grace on Unsplash